Dienstag, 14. Juni 2011
Die Pilger
Ich bin ja von Vielem umgeben. Ueber das Wetter, was wichtig ist, habe ich schon berichtet. Uebrigens habe ich bis heute keinen laengeren Regen gehabt (hab ja auch einen Regenschirm mit). Ueber den Weg, den Camino selbst auch. Ein paar Blumen habt Ihr gesehen, auch bueschen von der Gegend (da mach ich noch einen Extrabericht von: Berge, Taeler, Wiesen, Blumen und so schoene Sachen). Ueber die Herbergen hab ich auch was gebracht.

Nun kommen wir zu den Pilgern, die ich vor, hinter, neben, ueber, unter (nein unter mir noch nicht) habe oder hatte und haben werde, wenn ich da so lang wandere. (Doch unter mir auch, wenn ich in einem Stockbett - also diese Dinger uebereinander, oben schlafen muss, weil die unteren Plaetze leider alle schon belegt sind, dann ist unter mir auch ein Pilger).

Die Spanier haben schon ganz gut die Pilgertypen in Stein, Holz, Bronze oder sonstwie wiedergegeben und verewigt. Trifft irgendwie schon den Kern. Hier sehen wir sie:


der trottelige, oder von mir aus der drollige


der nassforsche, verwegene


der nette, bescheidene


noch einer, weiss nicht, wie ich den nennen soll


der unerfahrene


der wettererfahrene - zugleich die Ueberleitung zu den lebenden ...


die bayerische Gehmaschine




Ich hab inzwischen so viele lebendige getroffen und erlebt, dass ich auch mal ganz gern allein bin. Pilger koennen einem zwar helfen, sie koennen interessant sein und freundlich, aber sie koennen auch doof sein und einem auf die Nerven gehn. So grob einteilen kann man sie eigentlich nur in sympatisch oder unsympatisch.

Ja, hab ich gedacht. Und im Laufe des Weges habe ich meine Meinung etwas geaendert. Es sind naemlich zuweilen dieselben Pilger, die alle diese Eigenschaften haben. Sie sind den einen Tag so und den anderen das Gegenteil. Der erste Eindruck zaehlt wohl doch nicht immer. Auf dem Weg trifft man viele naemlich zweimal, dreimal oder noch oefter. Sie haben ja alle das gleiche Ziel. Und auch die schnellen treffen die langsamen manchmal wieder, weil irgendwelche Umstaende dazwischen kommen. Es ist eigenartig, wenn 200km weiter ploetzlich jemand hallo, ola, oder hello Helmut! zu mir sagt und mich umarmt.

Ich zeig noch ein paar, die mir ueber den Camino gelaufen sind. Da gibt es zum Beispiel welche


mit Hund


mit Aua


mit wenig Gepaeck (so wenig Gepaeck moecht ich auch mal haben)


mit Bibel

Je naeher man Santiago kommt, desto mehr sind natuerlich unterwegs. Die Herzlichkeit der ersten Tage ist vorueber und immer oefter ist es manchem Pilger (wenn man sie ueberhaupt noch so bezeichnen sollte) peinlich, ein "buen Camino" zu hoeren oder sogar noch erwidern zu sollen. Ich selbst bin auch zurueckhaltender geworden, aber nicht ungluecklicher, ich freue mich ueber jeden neuen Tag. Und dann sind aber auch immer wieder nette und freundliche dazwischen, oft sind sie auch in ganz bestimmten, eher unscheinbaren Herbergen zu finden. Und dann ist man fuer die zwischenzeitlichen Unpersoenlichkeiten entschaedigt.



Da entstehen dann Freundschaften wie mit Antonio, er ist ganz links zu sehen. Ich weiss nicht, wie er weiter heisst und wo er wohnt. Ich hab ihn nur zwei Tage gesehen, einmal habe ich ihn dann noch mal wieder getroffen. Er war ein ganz einfacher, sprach nur spanisch. Und trotzdem haben wir uns verstanden und gemocht. Er ist langsamer als ich und deshalb werd ich ihn wohl auch nicht wieder sehen. Schade. Oder vielleicht doch? In Santiago? Wer weiss.

Es waren so viele in den 35 Tagen bis jetzt.

Jetzt aber noch ein schoenes Foto von der juengsten Pilgerin mit ihrer Mutter, naemlich von Sandra (10) und Sabine:



Sie machen im 4. Jahr ihre letzte Etappe bis Santiago. Sandra traegt ihr Gepaeck selbst und laeuft abends noch durchs Dorf, z. B. um Huehner anzugucken, ich bin natuerlich mitgekommen (fiel mir nach 25 km etwas schwerer als ihr).



Bis bald, BenWisch